Veranstaltung: | Landesparteirat 2. September 2021 |
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Tagesordnungspunkt: | 5. INNERES - KOMMUNALES - RECHT |
Antragsteller*in: | Landesparteirat |
Status: | Verschoben |
Verfahrensvorschlag: | Verschoben zu |
Eingereicht: | 09/27/2021, 15:07 |
Ersetzt: | K04: Essen von Allen für Alle – vegetarische & vegane Speisealternativen auf steuerfinanzierten Veranstaltungen einfordern! |
Beschluss K04: Essen von Allen für Alle – vegetarische & vegane Speisealternativen auf steuerfinanzierten Veranstaltungen einfordern!
Antragstext
Der Landesparteitag der SPD Sachsen möge beschließen und an den SPD
Bundesparteitag weiterleiten:
Unsere Gesellschaft wird pluralistischer, und vegetarische und vegane
Lebensweisen etablieren sich immer weiter. Laut einer YouGov/Statista-Studie aus
dem letzten Jahr zufolge ernährten sich bereits 7% der Frauen und 5% der Männer
vegetarisch oder vegan, und 37% der Frauen und 23% der Männer reduziert
fleischhaltig (flexitarisch) oder pescetarisch. Die selbe Studie ergab, dass
aber vor allem bei der kommenden Generation mehr Bereitschaft besteht auf
vegetarische oder vegane Lebensweisen umzusteigen wenn (wie wir momentan sehen
können) bessere Fleischersätze zur Verfügung ständen. In der Gruppe der 18- bis
24-Jährigen lag die Zustimmung dazu bei 53%.[1] Es würden also viele, v.A. junge
Leute vegan und vegetarisch essen, wenn der Zugang zu qualitativ gleichwertigen
Alternativen gewährt wäre. Viele Menschen in Deutschland achten demnach schon
auf bewussten Fleischkonsum, nur leider spiegelt sich dies z.T. nicht in der
Auswahl der Speiseoptionen bei aus öffentlicher Hand finanzierten oder
geförderten Veranstaltungen wieder. Wichtig dabei ist auch zu wissen, dass für
Menschen, die aus religiösen Gründen die in Deutschland häufig angebotenen
Fleischarten oder -zubereitungsweisen nicht konsumieren möchten, eine
vegetarische oder vegane Alternative hilfreich sein kann.
Deshalb fordert die SPD Sachsen die Abgeordneten, und, insofern die Regelungs-
kompetenz für ihr Ressort dafür bei ihnen liegt, die Minister_innen der SPD dazu
auf, Gesetzes-, Verordnungs- oder Fördermittelrichtlinienvorschläge zu prüfen
und einzubringen, welche regeln, dass auf jeder Veranstaltung, welche durch
staatliche Organe finanziert oder gefördert wird, oder durch Parteien oder
Stiftungen finanziert oder gefördert wird, welche Geld aus öffentlicher Hand
erhalten, mindestens eine vegetarische und eine vegane Speiseoption zur Auswahl
stehen, insofern Speisen jeglicher Art angeboten werden. Diese Forderung gilt
unabhängig davon, ob die_der Veranstaltungsteilnehmer_in für die Speisen
bezahlen muss. Des Weiteren muss die Speisealternative sowohl qualitativ als
auch preislich im angebrachten Verhältnis zu den anderen Speisealternativen
stehen.
Daher setzt sich die SPD Sachsen dafür ein, vegetarische und vegane
Speiseoptionen in allen gesellschaftlichen Bereichen zu stärken. Dies wollen wir
wo möglich und sinnvoll auch im Rahmen von Gesetzen, Verordnungen und
Fördermittelrichtlinien verankern. Die Landtagsfraktion und der
sozialdemokratische Teil der Staatsregierung werden aufgefordert, entsprechend
tätig zu werden. Staatlich geförderte Großveranstaltungen, die solche Optionen
zu bezahlbaren Preisen nicht anbieten, sind für uns inakzeptabel. Als
Sozialdemokratie steht für uns diese Forderung neben vielen anderen, die wir
zugleich erheben: Dem Kampf für die gute und tarifgebundene Bezahlung von
Beschäftigten, für die barrierefreie Erreichbarkeit von Veranstaltungen, für
sichtbare Gleichstellung und faire Lieferketten. Gesellschaftliche Veränderungen
sind in vielen Bereichen notwendig.
Begründung
[1] https://yougov.de/news/2019/06/27/wie-veggie-ist-deutschland/ (abgerufen am
07.03.2020)
***
Öffentliche Veranstaltungen werden von uns allen finanziert – daher sollte auch
jeder dort etwas essen können. Leider gibt es noch immer Fälle, bei denen dies
nicht so ist, obwohl vegetarische und vegane Nahrungsmittel inzwischen genauso
preiswert erhältlich sind wie fleischliche Lebensmittel sind. Des Weiteren sind
pflanzliche Lebensmittel deutlich besser für das Klima als die meisten
tierischen Produkte.
Die Umsetzbarkeit solcher Maßnahmen, zumindest in der Verwaltung, hat
Bundesumweltministerin a.D. Barbara Hendricks bereits bewiesen, als sie
folgendes anwies: „Dienstleister/Caterer, die Veranstaltungen des BMUB
beliefern, (...) verwenden weder Fisch oder Fischprodukte noch Fleisch oder aus
Fleisch hergestellte Produkte“[2], verbunden mit weiteren Auflagen zu
ökologischem Anbau und Regionalität.
Das letztendliche Ziel, vor allem in Anblick auf den klimatischen Aspekt unserer
Nährmittelproduktion, sollte natürlich der komplette Umstieg auf pflanzliche
Kost bei öffentlichen Veranstaltungen sein. Dieser Antrag soll ein erster
Schritt in diese Richtung sein, und bereits so vielen Menschen mit fleischarmen
oder fleischlosen Ernährungsformen eine einfachere Teilhabe am öffentlichen
Leben ermöglichen.