| Veranstaltung: | Landesparteitag der SPD Sachsen 2021 | 
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 8.10. Initiativanträge | 
| Antragsteller*in: | SPD Landesparteitag | 
| Status: | Überweisung (weiter an Landesvorstand) | 
| Abstimmungsergebnis: | Antrag überwiesen an den Landesvorstand | 
| Eingereicht: | 09/23/2021, 16:20 | 
| Ersetzt: | INI04: Für eine nachhaltige Reform des Verfassungsschutzes und für alternative Wege der Stärkung der Demokratie und Bekämpfung von Akteuren und Einstellungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit | 
Beschluss INI04: Für eine nachhaltige Reform des Verfassungsschutzes und für alternative Wege der Stärkung der Demokratie und Bekämpfung von Akteuren und Einstellungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit
Votum der Antragskommission
Block Inneres - Kommunales - Recht, nach INI03 vor K01
Antragstext
Der Landesparteitag möge beschließen und an den Bundesparteitag weiterleiten:
Die SPD setzt sich auf der Ebene des Freistaates und im Bund für die verstärkte 
parlamentarische Kontrolle des Verfassungsschutzes (VS) ein. Zudem wird auf der 
Ebene des Freistaates und des Bundes gefordert, dass der Verfassungsschutz sich 
nicht als aktive Partnerin im Bereich der politischen Bildung engagiert.
Auch wenn die Abschaffung des Verfassungsschutzes auf Bundesebene sowie in den 
Ländern eigentlich konsequent wäre, wollen wir mit dem Kompromiss einer besseren 
Kontrolle, dem Verbot von politischer Bildungsarbeit seitens des Landesamtes für 
Verfassungsschutz (LfV) und des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) sowie 
der Förderung von besseren Wissenschafts- und Beratungsstrukturen, die das 
Agieren des VS in diesen Feldern quasi überflüssig machen.
Wir stellen fest und fordern die SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag auf:
1. Nachhaltige Verbesserung der Kontrolle des LfV
Die Kontrolle des Landesamtes für Verfassungsschutz durch die Parlamentarische 
Kontrollkommission (PKK) und andere Strukturen sind weiter auszubauen und zu 
verbessern. Dafür fordern wir u.a. die Einrichtung einer unabhängigen 
Ombudsstelle, wo Beschwerden und andere Anliegen zum Themenkomplex 
Verfassungsschutz im Freistaat vorgebracht und bearbeitet werden.
Diese Stelle darf nicht beim LfV angesiedelt sein, sie soll mindestens bei der 
Staatskanzlei angesiedelt werden und mit umfassenden Kompetenzen zur Aufklärung 
im engen Zusammenwirken mit der PKK ausgestattet sein.
Schon im Koalitionsvertrag ist die Einrichtung einer Fachstelle beim Sächsischen 
Landtag verabredet. Diese muss endlich kommen und braucht umfassende Kompetenzen 
zur Aufklärung und Zusammenarbeit mit der PKK.
2. Transparenz beim Datenskandal
Wir brauchen vollständige Transparenz und Aufklärung durch das Sächsische 
Staatsministerium des Innern über Art, Umfang und Zahl der Betroffenen – es darf 
kein Verstecken hinter fadenscheinigen Geheimhaltungsargumenten geben, was diese 
umfassende Aufklärung betrifft.
Es muss eine aktive Benachrichtigung aller Betroffenen durch einen unabhängigen 
vertrauensvollen Beauftragten geben. Und nicht erst nach Einreichen eines 
Auskunftsersuchens bei der Behörde.
3. Ausschluss aus Runden Tischen und Sicherheitsnetzwerken
Die Zivilgesellschaft hat seit über 20 Jahren mit dem Agieren des LfV zu tun. 
Deren Fazit ist mehr als ernüchternd. Denn Mitglieder des Netzwerks Tolerantes 
Sachsen sitzen in verschiedenen Gremien u.a. mit Mitarbeiter_innen des 
Landesamtes für Verfassungsschutz zusammen. Robert Kusche (RAA Sachsen e.V.), 
Sprecher des Netzwerks Tolerantes Sachsen: „Dabei fällt regelmäßig auf, dass die 
Analysen der ortskundigen Initiativen aufschlussreicher sind als die des 
Verfassungsschutzes.“ Vor diesem Hintergrund übernehmen wir hier die Forderung 
des Netzwerk Tolerantes Sachsen: Aufgrund des immensen Vertrauensverlusts in den 
Verfassungsschutz sollen die Mitarbeiter_innen des Landesamtes nicht länger an 
Gremiensitzungen zwischen Verwaltung, Sicherheitsbehörden und Zivilgesellschaft 
teilnehmen.
4. Politische Bildung
Dem Verfassungsschutz wird untersagt, im Bereich der politischen Bildung aktiv 
tätig zu werden. Für demokratische Bildungsarbeit und politischer Bildung nach 
dem Beutelsbacher Konsens sowie anderer Standards der politischen Bildungsarbeit 
sind ausreichend Träger und Netzwerke im Freistaat und darüber hinaus vorhanden 
und aktiv (u.a. das NDC). Hier fordern wir, diese Strukturen mit einem 
„Institutionellen Bildungsfonds“ zu unterstützen, in dem Projekte über einen 
Zeitraum von mindestens 5 Jahren gefördert werden können. Der Fonds soll 
mindestens 600.000 Euro an finanziellen Mitteln umfassen.
5. Wissenschaft und Beratung
Zudem wird sich durch die SPD Sachsens, sowie des Bundes nachhaltig dafür 
eingesetzt, dass wir eine noch umfassendere Demokratie-Forschungslandschaft 
schaffen und regionale Einstellungsstudien zu Demokratie und gruppenbezogener 
Menschenfeindlichkeit erhoben werden.
Aus unserer eigenen Erfahrung wissen die lokalen oder regionalen Beratungsteams 
der mobilen Beratungsarbeit (z.B. in Sachsen die Mobilen Beratungsteams (MBT) 
der Kulturbüros Sachsen) sowie die Opferberatungsstrukturen mehr über 
neonazistische, antidemokratische Akteure und Einstellungen sowie die Gefahr 
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in Sachsen.
Es gibt also Alternativen zum dürftigen Wissensbestand des Verfassungsschutzes. 
Dieses liegt in der Zivilgesellschaft und den Netzwerkstrukturen wie dem 
Netzwerk Tolerantes Sachsen, dass es auch schon seit über 20 Jahren gibt.
Gleichzeitig gibt es an den Hochschulstandorten Leipzig, Dresden sowie Chemnitz 
vorhandene Forschungscluster, die zu Demokratie und politischer Devianz 
exzellent Forschen und publizieren und ihre Er. Gerade das neue Else-Frenkel-
Brunswik-Institut (EFBI) treibt bundesweite Rechtsextremismus- und 
Demokratieforschung voran. Das Institut setzt sich insbesondere für den 
Erkenntnistransfer innerhalb der Forschung sowie zwischen Wissenschaft und 
Zivilgesellschaft, Fachpraxis, Politik, Medien sowie der Öffentlichkeit ein. 
Solche Forschungsinstitute sind auch in Chemnitz und Dresden weiterzuentwickeln 
und auf sächsischer Ebene so zu vernetzen, so dass eine umfassende Forschung und 
Analyse zu den Problemlagen politischer Devianz und den Herausforderungen der 
Demokratie entsteht.
Dieses Demokratie-Forschungscluster muss sich dann mit der Zivilgesellschaft und 
ihren Netzwerken sowie der zuständigen Polizei im Bereich Staatsschutz vernetzen 
und austauschen. Hier ist ein mehrmals im Jahr stattfindender Austausch zu 
institutionalisieren.
Zudem fordern wir die jährliche Erhebung und Umsetzung des Sachsen-Monitors, der 
in seinen bisherigen Auflagen sehr wichtige Ergebnisse zu der politischen 
Einstellung von sächsischen Bürger*innen im Bereich Demokratie und andere 
Themengebiete geliefert hat.
Wenn diese Forschungs- und Beratungslandschaft dann im Laufe der nächsten fünf 
bis zehn Jahre auf- und ausgebaut ist, kann spätestens dann auf die Expertise 
des LfV in diesem Bereich verzichtet werden.
Auf Bundesebene ist die Existenz eines Bundesverfassungsschutzes weiterhin 
denkbar und vielleicht auch notwendig, wenn auch kritisch zu begleiten. So wie 
der Militärische Abschirmdienst (MAD) und der Bundesnachrichtendienst (BND) 
sollte der BfV hier einer nachhaltigen Kontrolle unterzogen werden und auch dort 
bei seinen Rollen und Aktivitäten immer wieder kritisch beleuchtet werden.
Begründung
erfolgt mündlich
