Veranstaltung: | Landesparteitag der SPD Sachsen 2021 |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 8.6. Gleichstellung - Diversität - Integration |
Antragsteller*in: | SPD-Unterbezirk Chemnitz |
Status: | Verschoben |
Verfahrensvorschlag: | Verschoben zu |
Beschlossen am: | 07/04/2021 |
Eingereicht: | 11/25/2020, 13:22 |
G06: Rassismusgeschichte in die Geschichtsbücher
Votum der Antragskommission
Konsens
Antragstext
Der Landesparteitag der SPD Sachsen möge beschließen:
Die Geschichte des Rassismus findet höher Beachtung im Geschichtsunterricht der
8. Klassen an allgemeinbildenden Schulen.
Konkret bedeutet dies, dass folgende Schwerpunkte gelehrt werden:
- Rassismus als Pseudowissenschaft benennen, die keinerlei biologische,
soziale oder kulturelle Grundlage aufweist und Herausheben dieser Tatsache
- Verdeutlichung der verschiedenen Dimensionen von Rassismus.
- Den Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia aufarbeiten.
Also Benennung der Verantwortlichen, Aufzeigen des Verlaufs und
Betroffenenperspektiven darstellen
- Eine kritische und verurteilende Bewertung des Imperialismus, des
Kolonialismus und des Völkermordes des Deutschen Reiches.
- Verlinkungen zu aktuellen rassistischen Geschehnissen schaffen und
Problemlösungsansätze formulieren.
- Sensibilisierung bei Schüler*innen für Rassismusbetroffene bilden.
Diese Schwerpunkte sind mit 8 Unterrichtseinheiten durchzuführen.
Begründung
Rassismus ist kein Phänomen des 20. Jahrhunderts, sondern ist tief in der
europäischen und deutschen Geschichte verankert. Rassistisches Gedankengut gilt
es zu bekämpfen und die Folgen für Betroffene aufzuzeigen.
Die verschiedenen Dimensionen des Rassismus sind dabei herauszuarbeiten. Dazu
gehört auch, im Geschichtsunterricht die Geschichte des Rassismus zu
verdeutlichen. Es ist nicht hinnehmbar, dass Kolonialisierung und Imperialismus
ohne Schwerpunkt auf Rassismusgeschichte gelehrt werden. Stattdessen geht es in
erster Linie darum, die Machtverhältnisse zwischen den europäischen Staaten
aufzuzeigen (SMK, 2019, S.19, S.21,). Eine Betrachtung der unmenschlichen
Behandlung von kolonialisierten Völkern findet kaum oder überhaupt nicht statt.
Dabei sind bis heute menschenverachtende Konzepte des Rassismus aus dem 19. und
frühen 20. Jahrhundert allgegenwärtig, welche letztlich zu rassistischen Morden
und terroristischen Anschlägen im 21. Jahrhundert in mehreren Staaten Europas
und Nordamerikas geführt haben. Rassismus kostet Leben! (Siehe NSU, Tötung von
George Floyd etc.)
Erschreckenderweise ist es gar oft so, dass der Imperialismus des Deutschen
Reiches um die Jahrhundertwende unterschwellig als notwendig bewertet wird, da
andere Mächte viele mehr Kolonialgebiete hatten. Es ist also schlicht falsch,
wenn behauptet wird, dass das Deutsche Reich nur sehr kleine Kolonien hatte. War
das kolonialisierte Gebiet doch um ein Mehrfaches größer als das Deutsche Reich
an sich.
Noch viel schlimmer wiegt die Tatsache, dass im Lehrplan des
Geschichtsunterrichts mit keinem Wort der Völkermord des Deutschen Reiches an
den Herero und Nama erwähnt wird, obwohl dieser Genozid der erste moderne
Genozid war und zehntausenden das Leben gekostet hat (bpb, 2014). Unter der
Führung von Lothar von Trothar ist das Deutsche Reich eine extrem hohe Schuld
aus sich geladen. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland als
Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches hat den Völkermord nie als solchen
benannt, geschweige denn sich bei den Nachfahren der Betroffenen entschuldigt,
geschweige denn den Nachfahren finanzielle Wiedergutmachung angeboten (Zimmerer,
2019). Es wirkt fast so, dass Deutschland diese Verantwortung totschweigen
möchte. Diese Haltung steht dabei konträr zur Aufarbeitung der Taten des NS-
Regimes und ist deshalb nicht nachzuvollziehen.
Aus diesen Gründen ist es dringend notwendig, Rassismusgeschichte in die
Lehrpläne mit aufzunehmen, um so präventiv bei jungen Menschen für Rassismus zu
sensibilisieren.