Veranstaltung: | Landesparteitag der SPD Sachsen 2021 |
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Tagesordnungspunkt: | 8.6. Gleichstellung - Diversität - Integration |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | LPT |
Basierend auf: | G05: Umbenennung des Flughafen Leipzig/Halle in Anton-Wilhelm-Amo-Flughafen |
Umbenennung des Flughafen Leipzig/Halle in Anton-Wilhelm-Amo-Flughafen
Votum der Antragskommission
Debatte
Beschlusstext
Der Landesparteitag der SPD-Sachsen möge beschließen und weiterleiten an den und
die Landtagsfraktion der SPD im Sächsischen Landtag:
Antrag:
Die SPD Sachsen soll sich dafür einsetzen, dass der Flughafen Leipzig/Halle
umbenannt werden soll in Anton-Wilhelm-Amo-Flughafen. Anton Wilhelm Amo war der
erste bekannte Philosoph und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft in
Deutschland. Er lebte im 18. Jahrhundert. Er verfasste mehrere philosophische
und rechtswissenschaftliche Schriften und lehrte als Dozent an der Universität
Halle und Wittenberg, sowie an der Universität Jena. Der Flughafen Leipzig/Halle
wird zu 94 Prozent von der Mitteldeutschen Flughafen AG gehalten, woran der
Freistaat Sachsen mit 77,29 Prozent beteiligt ist. Außerdem gehören dem
Freistaat Sachsen 5,5 Prozent Direktanteile am Flughafen.
Begründung
Aus gegebenem Anlass. Wie der Presse der letzten Tage zu entnehmen war, will die
FDP den Flughafen Leipzig-Halle nach dem ehemaligen deutschen Außenminister
Genscher benennen.[1] Als Partei die sich Vielfalt auf die Fahnen geschrieben
hat, sollten wir einen eigenen Vorschlag unterbreiten – ein Namensvorschlag der
vielleicht mal aus der Reihe fällt. Flughäfen in Deutschland die nach Politikern
(keine Frau) benannt sind gibt es einige – es eröffnen sogar neue (Willy-Brand-
Flughafen Berlin). Daher wäre es ein wichtiger und richtiger Schritt den
Flughafen Leipzig-Halle nicht nach Genscher zu benennen, sondern nach einem
anderen Sohn der Stadt – nach dem ersten afrikanisch-stämmigen Studenten
Europas. Das zeigt die Vielfalt Deutschlands.
Zur Steigerung der Identifizierung mit dem Flughafen sollte der Flughafen
Leipzig/Halle den Namen einer herausragenden Persönlichkeit Mitteldeutschlands
erhalten. In unserer Gesellschaft herrscht ein Unwissen über die deutschen
Verhältnisse im 18. Jahrhundert, besonders im Hinblick auf Errungenschaften von
Menschen aus Afrika. Anton Wilhelm Amo wurde um 1703 im heutigen Ghana geboren.
Als Kind wurde er von der Niederländisch-Westindischen Gesellschaft versklavt
und an Anton-Ulrich von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel verschenkt.
Dieser vererbte Amo an seinen Sohn August Wilhelm, welcher Amo taufen lief und
seine Schulbildung ermöglichte. Ab 1727 studierte Anton Wilhelm Amo an der
Universität Halle Philosophie und Rechtswissenschaften. Seine bedeutendsten
Werke sind „Über die Rechtsstellung der Mohren in Europa“ (im Original in
Latein) und „Das Leib-Seele-Problem“ (im Original in Latein). Amo verließ
Deutschland 1747, nachdem auf einen Heiratsantrag eine rassistische
Spottkampagne gegen ihn geführt wurde. Dies alles gipfelte in der
Veröffentlichung einer Reihe von Spottgedichten des Hallenser Professors Johann
Ernst Philippi. Er starb vermutlich zwischen 1753 und 1784 im heutigen Ghana.
Gerade in einer Zeit, in welcher rechtes und rassistisches Gedankengut erstarkt,
ist es wichtig, ein Zeichen dafür zu setzen, dass Deutschland schon immer divers
war.
Um darauf aufmerksam zu machen, dass auch Deutsche Sklaven gehalten haben, aber
einigen von ihnen auch die Chance gegeben wurde in Freiheit zu leben, bietet
sich die Umbenennung in Anton-Wilhelm-Amo-Flughafen an.